Chronik von Stammheim

Stammheim ist der nördlichste Stadtbezirk der Landeshauptstadt Stuttgart und liegt am Südrand des "Langen Feldes", dort, wo es in eine flache Mulde einmündet. Die höchste Erhebung der 430 Hektar großen Gemarkung ist das "Polster"(355 m) beim Wasserreservoir an der Solitudeallee. Dieser gradlinig führende Weg von Ludwigsburg zum Schloss Solitude ist die Basis der Landesvermessung von Württemberg.

In vorgeschichtlicher Zeit war die gesamte Fläche Stammheims von einem dichten Netz kleiner Bachläufe überzogen, die alle zum Einzugsgebiet des Feuerbachs gehörten. Die Stammheimer Markung ist, mit wenigen Ausnahmen, von einer mächtigen, fruchtbaren Lößschicht bedeckt. Das bedeutet, dass Stammheim eine außerordentlich siedlungsgünstige Landschaft ist, die mit großer Wahrscheinlichkeit kontinuierlich besiedelt war.

Es gibt Fundstellen von Siedlungen aus der mittleren und der Jungsteinzeit. Um 90 n.Chr. kamen die Römer (Funde von zwei römischen Gutshöfen in den Gewannen Emerholz und Bildäcker), die um 260 n. Chr. von Alemannen vertrieben wurden. Der Kern des alemannischen Dorfes lag wohl in der Nähe des heutigen Schlosses. Funde sind vom Stammheimer Friedhof bekannt, die darauf schließen lassen, dass dort, wie auch im Gewann "Bildäcker", ein Reihengräberfeld des 6. und 7 Jahrhunderts n. Chr. liegt.
Die Endung "-heim" deutet darauf hin, dass Stammheim seinen Ortsnamen erst nach 700 unter der Frankenherrschaft erhalten hat. Soweit bekannt war Stammheim bis um das Jahr 1120 im Besitz der Grafen von Calw und kam dann über die Welfen an die Pfalzgrafen von Tübingen. Die geschichtliche Entwicklung ist eng mit den Herren von Stammheim verbunden, einem Adelsgeschlecht aus Berg bei Cannstatt. Die erste unumstrittene schriftliche Erwähnung derer von Stammheim stammt vom 20. Juni 1192. Die in Gmünd ausgestellte Urkunde Kaiser Heinrichs VI. bestätigt die Verleihung einer Mühle zu Münster am Neckar an Dietrich von Stammheim.

Als Folge des Verfalls des Geschlechts der Grafen von Tübingen kam der Glemsgau, zu dem Stammheim gehörte, im Jahre 1308 durch Kauf an Graf Eberhard von Württemberg. Für seine Verdienste wurde Konrad II. von Stammheim mit "halb Burg und Dorf Stammheim, einem Hof zu Hegnach und Weinbergen und Gütern zu Fellbach belohnt".
Viele Familienmitglieder derer von Stammheim waren im Kriegshandwerk als Offiziere vertreten, andere hatten hohe Stellungen inne. Einen "bunten Vogel" gab es um 1230: einen Minnesänger! Ein Lied von ihm ist in der Manessischen Liederhandschrift (Universitätsbibliothek Heidelberg) aufgezeichnet..
1588 starb das Geschlecht der Ritter von Stammheim aus. Der letzte Namensträger
Hans Wolf von Stammheim ließ 1579 - 1581 anstelle seiner alten um etwa 1100 erbauten Wasserburg durch Heinrich Schickhardt (1558 -1634)
- als dessen Erstlingswerk - das heute noch erhaltene Stammheimer Schloss als ein dreiflügliges, nach Osten geöffnetes Gebäude, mit einem Wendeltreppenturm im Hof, bauen. Das Schloss ist nach dem alten Schloss das älteste in Stuttgart.

Jetzt ist darin ein Altenheim untergebracht. 1595 traten die Schertlin von Burtenbach das Erbe derer von Stammheim on. Der Niedergang dieses Geschlechts wie auch des Dorfes war sicher mit durch den Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648) verschuldet.

Württemberg trat 1631 nach den anfänglich erfolgreichen Kämpfen des Schwedenkönigs Gustav Adolf gegen die katholischen Heere in den Krieg ein, um die Gegenreformation der Kaiserlichen zu verhindern. 1737 wurde Stammheim von den Schertlin von Burtenbach an das Herzogtum Württemberg verkauft. Der Ort wurde zum Kammerschreiberei- (Hofkammer-) -gut geschlagen und bildete mit Zazenhausen und dem neuen Wirtshaus das Stabsamt Stammheim. Zwischen 1740 und 1814 hatte die Gemeinde viel unter Einquartierungen und Durchzügen fremder Truppen zu leiden. Die Folge des Krieges und Notstandes (Hungerjahr 1817) waren schließlich Zerrüttung des früheren Wohlstandes, Verarmung und Auswanderung.
In jener Zeit sind von 800 Einwohnern Stammheims 30 nach Amerika gegangen.Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zeichnete sich dann eine andere Entwicklung ab: Die rasche Industrialisierung des umliegenden Raumes ließ Stammheim zu einer Arbeiterwohngemeinde heranwachsen. Am 1. April 1942 wurde Stammheim nach Stuttgart eingemeindet.

Die Einwohnerzahl betrug 1900 rund 1400, heute ca. 12000; sie wird der Aufsiedlung neuer Wohngebiete in den nächsten Jahren weiter ansteigen.

Mit der Inbetriebnahme der Umgehungsstraße B27a soll mit Hilfe eines Verkehrsstrukturplans eine wesentliche Entlastung Stammheims vom Verkehr erfolgen. Die Straßenbahnlinie 15 soll zur Stadtbahn ausgebaut werden.

Rund ums Bezirksrathaus wurden Infrastruktureinrichtungen (Justinus-Kerner-Bücherei, Heimatmuseum) verbessert und neu geschaffen. Im Bereich des Schlosses ist die unter Denkmalschutz stehende Schlossscheuer für die Begegnungsstätte und verschiedene Stammheimer Vereine und Institutionen zur Mitnutzung instandgesetzt worden.

 

 

--Auszug aus dem Gewerbeverzeichnis Stammheim 1998

Letzte Änderung am : 05/10/10

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